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Die Preise sind vergeben!

Preisverleihung v.l.n.r.: Max Moor, Anne Schäfer, Behrooz Karamizade, Künstlerischer Leiter Volker Kufahl, Kurdirektor Kai Lüdeke (Foto: ostsee-kuestenbilder)
Filmgespräch Dietmar Kraus mit der späteren Förderpreis-Gewinnerin Chrtistina Ebelt (Foto: ostsee-kuestenbilder)
Eröffnung mit Moderator Knut Elstermann und der Jury Anne Schäfer, Mariko Minoguchi und Max Moor (Foto: ostsee-kuestenbilder)

17. Ahrenshooper Filmnächte: Ein gelungenes Festival im Kunstmuseum Ahrenshoop.

Auch die 17. Ahrenshooper Filmnächte zeigten wie schon einige Male vorher, dass der Geschmack des Publikums und das Urteil der Jury deckungsgleich sein können. Es ist für einen Film, der Kritiker*innen wie Rezipient*innen gleichermaßer erreichen will, geradezu ideal und ein wichtiger Schritt zum Erfolg auch an den Kinokassen. All das wünscht man dem Gewinner LEERE NETZE von Behrooz Karamizade


Der Film ist eine deutsch-iranische Koproduktion und wurde unter schwierigen Bedingungen komplett im Iran gedreht. Dabei war Corona nur ein extremes Hindernis, so berichtet es jedenfalls ein sichtlich bewegter Regisseur und Drehbuchautor Behrooz Karamizade nach der Preisverleihung. 
 

Die Jury der Ahrenshooper Filmnächte kürte LEERE NETZE zum Besten Film, das Publikum vergab seinen Preis ebenfalls an den Film des Deutsch-Iraners Karamizade.

Den Reigen der Preisträger komplettiert MONSTER IM KOPF von Christina Ebelt. Die Jury vergab den Förderpreis des Festivals an jenem Film, mit dem der Wettbewerb am Mittwoch in Anwesenheit der Regisseurin eröffnet wurde und deren emotionaler Dank per Video-Live-Schalte an die Jury und die Ahrenshooper Filmnächte insgesamt ein Teil der gelungenen Preisträger-Veranstaltung am Samstagabend war.

Die Jury der 17. Ahrenshooper Filmnächte mit Schauspieler und Schriftsteller Max Moor, Schauspielerin Anne Schäfer und Regisseurin Mariko Minoguchi urteilte im Wortlaut wie folgt:

BESTER FILM: LEERE NETZE von Behrooz Karamizade
(Verleih: Port-au-Prince/24 Bilder; Kino-Start am 18. Januar 2024)

- gestiftet vom Ostseebad Ahrenshoop, dotiert mit 2.000 EURO

"So wie wir den Fischen auf dem Boden des Fischmarktes beim Ersticken zusehen, beobachten wir, wie der Liebesgeschichte zweier junger Menschen in einem Netz aus politischem System und religiös patriarchaler Gesellschaft die Luft gnadenlos abgeschnürt wird.

Je mehr der Protagonist versucht, die Bedingungen des korrupten Systems
zu erfüllen, um sich seinem Ziel zu nähern, desto weiter entfernt er sich davon.

In ihrer Geradlinigkeit und Gnadenlosigkeit erinnert die Geschichte an griechische Tragödien, die nicht umsonst immer und immer wieder erzählt werden müssen. Wir sehen das Unausweichliche kommen, aber der Film lässt einen nicht los. Er zieht uns in eine Welt, die wir so vielleicht nie zu Gesicht bekommen hätten.

Dramaturgisch perfekt und stilsicher wird mit den Mitteln des Kinos durch Zensur Verbotenes ausgesprochen. Obwohl der Film in einer männerdominierten Welt spielt, lässt er Raum und Liebe für moderne selbstbewusste Frauenfiguren, deren Präsenz und Stärke das Ausmaß der Unterdrückung erfahrbar machen.

Für uns ist dieser Film in einer Auswahl von sehr guten Filmen der Beste."

FÖRDERPREIS: MONSTER IM KOPF von Christina Ebelt
(Verleih: Real Fiction; Kino-Start am 9. November 2023)

- für ein herausragendes Drehbuch oder Regie, getragen vom Künstlerhaus Lukas Ahrenshoop: ein kostenfreier Aufenthalt im Künstlerhaus Lukas und ein Stipendiengeld in Höhe von 1.000 EURO 

"Straftäter*innen gehören hinter Gitter. Mörder*innen oder Totschläger*innen haben ihr Recht auf freie Entscheidung verwirkt. Sie verlieren auch ihr Recht auf Privatsphäre, die gleiche medizinische Versorgung wie wir, oder sogar auf Mutterschaft.

„Monster im Kopf” zwingt uns, einer Figur über zwei erzählte Zeitebenen zu folgen: die Phase vor einer Straftat und die danach. Das, was zu ihr führt, steht zu jedem Zeitpunkt den Konsequenzen gegenüber - ohne dabei zu rechtfertigen.

Wenn es einem Film gelingt, in Zuschauer*innen ein Dilemma zu erzeugen, Diskussionen anzuregen und vor allem Mitgefühl zu erzeugen, ist er (definitiv) preiswürdig.

Wir wünschen uns in Zukunft weitere Geschichten, Perspektiven und Filme von der Regisseurin und wollen ihr daher gern den Förderpreis verleihen."

Die 17. Ahrenshooper Filmnächte - zum ersten Mal übrigens wegen der guten Resonanz in zwei Kinosäälen - boten vom 14. bis 18. November insgesamt 14 Veranstaltungen, die von ca. 1.500 Gästen besucht wurden - Rekord für dieses kleine, sorgfältig kuratierte Festival mit insgesamt 6 Filmen im Wettbewerb, 4 Filmbeiträgen im Sonderprogramm sowie Konzerten und Lesungen.

Zu den Gästen der 17. Ahrenshooper Filmnächte gehörten neben den Gewinnern Christina Ebelt und Behrooz Karamizade weitere Filmschaffende: Annette Focks, Alina Stiegler, Barbara Philipp, Denis Moschitto, Godehard Giese, Knut Elstermann, Lutz Pehnert, Jannis Alexander Kiefer, Dietmar Kraus und nicht zuletzt Musiker Wenzel sowie Jens Saleh und Oliver Bostroem.  Aylin Tezel war für ein Online-Filmgespräch aus Tallinn zugeschaltet.

Alle Filme des Wettbewerbs und die Preise hier nochmals im Überblick:

LEERE NETZE von Behrooz Karamizade
Bester Film
Publikumspreis

MONSTER IM KOPF von Christina Ebelt
Förderpeis

SPRICH MIT MIR von Janin Halisch

SCHOCK von Denis Moschitto und Daniel Rakete Siegel

FOSSIL von Henning Beckhoff

FALLING INTO PLACE von Aylin Tezel