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Ehrenpreis 2021

Ulrich Tukur erhielt den Ehrenpreis „Goldener Ochse“ des 30. FILMKUNSTFESTs Mecklenburg-Vorpommern

Der Schauspieler trat auf dem Festival auch mit seinen „Rhythmus Boys“ auf

„Mit Ulrich Tukur ehren wir einen der bedeutendsten zeitgenössischen Schauspieler deutscher Sprache. Tukurs Spiel zeichnet sich durch große Virtuosität und Vitalität aus, mit der er unterschiedlichste Charaktere überzeugend ausgestaltet und sein Publikum immer wieder in den Bann zieht. Mit seiner ausdrucksstarken Interpretation hat er das Bild zeitgeschichtlicher Persönlichkeiten der jüngeren deutschen Vergangenheit mitgeprägt. Nicht minder hervorzuheben sind seine komödiantischen und musikalischen Talente, die vielen Filmen seiner eindrucksvollen Karriere einen unverkennbaren ‚Tukur-Touch‘ verleihen“, sagt der künstlerische Leiter des FILMKUNSTFESTs MV, Volker Kufahl, über den diesjährigen Ehrenpreisträger.

Eine Auswahl aus sieben Filmen aus Tukurs umfangreicher Filmografie wurde im Rahmen der Jubiläumsausgabe des 30. FILMKUNSTFESTs MV vom 31.8. –05.09 2021 in einer Hommage präsentiert:

  • „Stammheim“ – mit Tukur als RAF-Mitglied Andreas Baader beim Gerichtsprozess 1975–77, Regie: Reinhard Hauff, Deutschland 1986.
  • „Der Stellvertreter“ – nach dem erstmals 1963 erschienenen Schauspiel von Rolf Hochhuth, mit Tukur als Zeitzeuge Kurt Gerstein, der während des 3. Reiches vergeblich versuchte, den Vatikan von den Gräueln des Holocaust zu überzeugen. Regie: Constantin Costa-Gavras, Frankreich/Deutschland 2002.
  • „John Rabe“ – mit Tukur als Titelheld, dem Hamburger Kaufmann, der während des 2. Weltkriegs viele chinesische Zivilisten vor den japanischen Militäraktionen rettete. Regie: Florian Gallenberger, Deutschland/Frankreich 2009.
  • „Houston“ – mit Tukur als Headhunter in einer Lebenskrise, der verzweifelt versucht, an einen US-amerikanischen Manager heranzukommen. Regie: Bastian Günther, Deutschland/USA 2013.
  • „Und wer nimmt den Hund?“ – mit Tukur als Ehemann auf Abwegen, der mit seinem Seitensprung seine 25-jährige Ehe aufs Spiel setzt. Regie: Rainer Kaufmann, Deutschland 2019.
  • „Adults In The Room“ – Tukur spielt Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble bei Verhandlungen innerhalb der EU-Staaten während der sogenannten Griechenland-Krise. Regie: Constantin Costa-Gavras, Frankreich 2019. Die deutsch untertitelte Fassung des Films läuft auf dem 30. FILMKUNSTFEST MV als Erstaufführung!
  • „Jagdzeit“ – mit Tukur als energischem Automobil-Manager und intrigantem Firmensanierer, der sich gegenüber seinem Kollegen mit Ellenbogen durchsetzen will. Regie: Sabine Boss, Schweiz 2020.

Ulrich Tukur wurde 1957 im südhessischen Viernheim geboren und wuchs in Hessen, Westfahlen und Niedersachsen auf. Von 1980-83 studierte er Schauspiel in Stuttgart. Bereits in dieser Zeit übernahm er seine erste Filmrolle als einer der Studenten der Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ im gleichnamigen Film unter der Regie von Michael Verhoeven. Tukur feierte auf Theaterbühnen in Heidelberg, Hamburg und Berlin große Erfolge und wurde von den deutschen Theaterkritikern 1986 zum Schauspieler des Jahres gekürt. Von 1995 bis 2003 war er Ko-Intendant der Hamburger Kammerspiele.

In den achtziger Jahren spielte sich Ulrich Tukur in kurzer Zeit in die Liga der bedeutendsten Film- und Fernsehschauspieler Deutschlands. Oft verkörperte er Figuren der Zeitgeschichte, darunter RAF-Mitglied Andreas Baader in „Stammheim“ (1986, Regie: Reinhard Hauff), den jüngeren Herbert Wehner im TV-Zweiteiler „Wehner – die unerzählte Geschichte“ (1993, Regie: Heinrich Breloer), den Pastor und Widerständler Dietrich Bonhoeffer im Film „Bonhoeffer – Die letzte Stufe“ (2000, Regie: Eric Till), den Hitler-Gegner Henning von Tresckow in „Stauffenberg“ (2004, Regie: Jo Baier) und den Wehrmachtsoffizier Erwin Rommel (in „Rommel“, 2012, Regie: Niki Stein).

Für die Rolle als Stasi-Oberstleutnant Anton Grubitz im „Oscar“-prämierten Drama „Das Leben der Anderen“ (Regie: Florian Henckel von Donnersmarck) erhielt Ulrich Tukur 2006 den Deutschen Filmpreis für die beste männliche Nebenrolle. Drei Jahre später wurde er mit dem Deutschen Filmpreis für die Titelrolle in „John Rabe“ (2009, Regie: Florian Gallenberger) ausgezeichnet. Zu den zahlreichen weiteren Auszeichnungen, die Ulrich Tukur für seine schauspielerische Leistungen erhielt, zählen zwei Adolf-Grimme-Preise (2000, 2015), einer davon sowie die Goldene Kamera (2011) für seine markante Rolle als Wiesbadener Kommissar Felix Murot in der ARD-Krimireihe „Tatort“.

Tukurs große Reputation führte ihn auch mehrfach ins Ausland; so arbeitete er unter anderem mit US-Regisseur Steven Soderbergh und Kollege George Clooney zusammen („Solaris“, 2002), mit István Szabó an der Seite Harvey Keitels und Stellan Skarsgårds in „Taking Sides – Der Fall Furtwängler“ (2001), mit Emily Watson in dem Spielfilm „Mitten im Sturm“ der Niederländerin Marleen Gorris (2009) und mehrfach mit dem griechisch-französischen Meisterregisseur Costa-Gavras. Hierzu zählen die Verfilmung des Rolf-Hochhuth-Dramas „Der Stellvertreter“ (2002) und zuletzt der Spielfilm über die griechische Finanzkrise, „Adults in the Room“ (2019), in dem Tukur als Wolfgang Schäuble zu sehen ist.Ulrich Tukurs zweite große Leidenschaft gilt der Jazz- und Swingmusik, der er zusammen mit der 1995 gegründeten Formation „Die Rhythmus Boys“ auf vielen Bühnen und Konzertsälen und als musikalischer Botschafter Deutschlands im europäischen Ausland nachgeht.