85 gewerbliche und nicht-gewerbliche Kinos gibt es in Mecklenburg-Vorpommern. In manchen Gegenden sind es oftmals die einzigen noch verbliebenen Kulturorte, an denen Menschen zusammenkommen können, um einen Filmabend in Gemeinschaft zu erleben.
Um die gesellschaftlich wichtige Kulturarbeit der professionellen und ehrenamtlichen Kinobetreiber sichtbar zu machen, rief die in Schwerin ansässige FILMLAND MV gGmbH, die auch das FILMKUNSTFEST und die SCHULKINOWOCHE organisiert, mit Unterstützung der Staatskanzlei 2019 den „Kinokulturpreis in Mecklenburg-Vorpommern“ ins Leben. Seitdem wurden jedes Jahr bis 2024 rund 30 Spielstätten auf der Basis von Juryentscheidungen für ihr ausgezeichnetes Filmprogramm des Vorjahres öffentlich ausgezeichnet. Dafür standen 100.000 € an Preisgeld zur Verfügung. Von der landesweiten Ausschreibung über die Sichtung der Bewerbungen bis zur Organisation der festlichen Preisverleihung lag das Projekt in den Händen der gemeinnützigen FILMLAND MV.

Bei diesem Engagement für die Kinos im Land blieb es nicht. Seit 2021 kümmerte sich bei der FILMLAND MV der Jurist und Kinomacher Fabian Liebenow um die Beratung und Vernetzung aller Kinos im Land. Der Landtag bestätigte der Gesellschaft die neue, vom damaligen Chef der Staatskanzlei nach schwierigen Verhandlungen zugewiesene Aufgabe als Kompensation für die Abgabe der Filmcommission MV an die neue MV Filmförderung GmbH. „Die FILMLAND MV gGmbH wird ihr Profil als exzellenter Festivalorganisator künftig mit der strategischen Planung im Bereich Kino, vor allem im ländlichen Raum, weiter schärfen", hieß es im Landtagsbeschluss vom 12.08.2020.
Während und nach der Pandemie war „Kinokümmerer“ Liebenow der zentrale Ansprechpartner für die Kinos, aber auch für die Landesregierung z.B. in Förderfragen. 2023 stellte die FILMLAND MV dann als erstes Flächenland in Deutschland den „MV Kinotag“ auf die Beine, an dem alle Kinos am selben Tag denselben Film zeigten: „Wir können auch anders“ von Detlef Buck im Jahr 2023, „Whisky mit Wodka“ von Andreas Dresen im letzten Jahr. Überregional beworben, sorgte das für landesweite Aufmerksamkeit für den Kulturort Kino, mit Filmen, die auch in Mecklenburg-Vorpommern entstanden waren. Darüber hinaus organisierte Liebenow Workshops und Branchenkonferenzen für die Kinobetreiber.
Doch damit soll jetzt Schluss sein. Das Kulturministerium will den Kinokulturpreis künftig selbst vergeben, die Strategische Kinoplanung komplett einstellen, und dies schon im laufenden Jahr, wie dem Geschäftsführer der FILMLAND MV gGmbH, Volker Kufahl, am 23. Juli 2025 vom Ministerium mitgeteilt wurde. Dies werde nicht inhaltlich, sondern juristisch begründet, so Kufahl.
Er konstatiert: „Damit werden jahrelang aufgebaute Kompetenzen bei der FILMLAND MV und eine funktionierende, bundesweit beachtete Vernetzungsarbeit der gewerblichen und nicht-gewerblichen Kinos im Bundesland zunichte gemacht. Es werden uns im laufenden Jahr ohne Vorankündigung wichtige Aufgaben entzogen. Das Vorgehen des Kulturministeriums beschädigt nicht nur unsere kleine gemeinnützige GmbH, sondern auch das Vertrauen in Zusagen der Landesregierung. Und aus überregionaler Sicht wird dem Film- und Kinostandort MV Schaden zugefügt.“
Das Vorgehen des Ministeriums stehe auch zur Koalitionsvereinbarung von SPD und LINKEN im Widerspruch. Dort heißt es: "Wir wollen auch in Zukunft die Kinoinfrastruktur in Mecklenburg-Vorpommern fördern und Kinos sowie Abspielringe insbesondere im ländlichen Raum als Begegnungsorte der Kultur weiterentwickeln." Die Begegnungsorte der Kultur haben ab sofort einen leidenschaftlichen Interessenvertreter weniger.