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Ehrenpreis des 31. FILMKUNSTFESTs MV an Matthias Habich

Matthias Habich © T&T, Boris Lajos
Matthias Habich © T&T, Boris Lajos

Der Goldene Ochse wird dem Schauspieler am 3. September 2022 im Festivalkino Filmpalast Capitol in Schwerin verliehen. Der künstlerische Leiter des FILMKUNSTFESTs MV, Volker Kufahl, sagt zu der Entscheidung: „Ich freue mich sehr, dass wir mit Matthias Habich einen der beliebtesten Charakterschauspieler unseres Landes ehren dürfen."

Volker Kufahl weiter: "Habichs ausdrucksstarkes Gesicht, seine markante Stimme, sein oft hintergründiges Spiel bereichern jeden Film, in dem Matthias Habich zu sehen ist. Fast 60 Jahre umspannt seine Karriere, in der er mit den wichtigsten deutschen Regisseurinnen und Regisseuren zusammengearbeitet hat - darunter übrigens auch viele ostdeutsche Filmemacher wie Frank Beyer, Rainer Simon, Egon Günther, Matti Geschonneck, Andreas Kleinert und Thomas Brasch“.

Matthias Habich wurde 1940 in Danzig (heute Gdansk, Polen) geboren und wuchs in Hamburg auf. Dort absolvierte er nach dem Abitur von 1961-64 ein Schauspielstudium an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater, die er mit Kursen in Paris und New York ergänzte. Habich verfolgte in den sechziger Jahren zunächst eine Bühnenkarriere und spielte an Theatern in Wuppertal, Chur, Basel, Zürich, Baden-Baden, München, Berlin und Paris. Nachdem Habich in mehrteiligen Fernsehproduktionen des renommierten Theater-, Film- und Fernsehregisseurs Fritz Umgelter vor der Kamera stand, engagierte ihn Volker Schlöndorff 1976 für seine erste Kinorolle in „Der Fangschuss“. Für seine nuancierte Verkörperung eines jungen, preußischen Offiziers in den Wirren des russischen Bürgerkriegs während des Ersten Weltkriegs fand Matthias Habich viel Beachtung.

Der Mime arbeitete danach für einige der profiliertesten Filmregisseure des deutschsprachigen Kinofilms, z.B. für Bernhard Sinkel („Der Mädchenkrieg“, 1977), Robert van Ackeren („Die Reinheit des Herzens“, 1980), Thomas Brasch („Der Passagier – Welcome to Germany“, 1988), den Schweizer Thomas Koerfer („Glut“, 1983, und „Noch ein Wunsch“, 1989) und Egon Günther (als Reformator Huldrich Zwingli in „Ursula“, einer Koproduktion der DDR mit der Schweiz, 1978).

Schon seit Beginn seiner Filmkarriere wurde Matthias Habich immer wieder auch von ausländischen Regisseurinnen und Regisseuren für die Interpretation komplexer Rollen angefragt; unter anderem stand Habich für Krzysztof Zanussi aus Polen, Léa Pool aus Kanada, Julio Médem aus Spanien, den Briten Stephen Daldry („Der Vorleser“, 2008) und die französischen Regisseure Jean-Pierre Mocky, Jean-Jacques Annaud und Krimispezialist Henri Verneuil vor der Kamera.

Seit Beginn der neunziger Jahre hat Matthias Habich kontinuierlich mit vielen der bedeutendsten Regisseurinnen und Regisseuren der deutschen Film- und Fernsehbranche zusammengearbeitet, unter anderem mit Joseph Vilsmaier, Andreas Kleinert, Roland Suso Richter, Carlo Rola, Jan Georg Schütte, Niki Stein und mehrfach mit Matti Geschonneck, Oliver Hirschbiegel, Caroline Link und Margarethe von Trotta. Für seine anrührende Interpretation des vor der Naziverfolgung nach Kenia emigrierten jüdischen Sonderlings in Caroline Links mit dem ‚Oscar‘ prämierten Bestseller-Verfilmung „Nirgendwo in Afrika“ erhielt Matthias Habich 2002 den Deutschen Filmpreis in Gold als Bester Nebendarsteller.

Zu Habichs zahlreichen weiteren Anerkennungen gehören zwei Adolf-Grimme-Preise für seine Rollen in den Fernsehfilmen „Das Urteil“ 1997 (Regie: Oliver Hirschbiegel) und „Ein halbes Leben“ 2008 (Regie: Nikolaus Leytner) sowie der Deutsche Fernsehpreis als Bester Hauptdarsteller in Margarethe von Trottas gleichnamiger Verfilmung des Romanzyklus „Jahrestage“ von Uwe Johnson von 2000.

Immer wieder verkörpert Matthias Habich Männer, hinter deren prägnanter, oft wortkarger Erscheinung sich entweder ein scheues, nachdenkliches oder aber energisches bis bedrohliches Potential offenbart. Letzteres trifft in extremer Weise für seine Rolle als psychopathischer Gerichtsmediziner im Lena-Odenthal-Tatort „Der sanfte Tod“ zu, mit der Habich vielen Zuschauern und Zuschauerinnen kalte Schauer über den Rücken gejagt haben dürfte und für die der Ausnahmeschauspieler 1997 mit dem Fernsehpreis „Goldener Löwe“ ausgezeichnet wurde.

Habichs wohl berühmteste und eindringlichste Rolle war die Titelfigur in der zwölfteiligen ARD-Produktion „Klemperer – Ein Leben in Deutschland“ über das Schicksal des Literaturwissenschaftlers Victor Klemperers und seiner Ehefrau Eva (Dagmar Manzel) während der Nazi-Diktatur. Die Regisseure Kai Wessel und Andreas Kleinert drehten die aufwendige TV-Serie nach Klemperers Tagebüchern 1997 in Dresden und Prag. In Mecklenburg stand Matthias Habich für die Komödie „Matthiesen Töchter“ als knorriger Patriarch und Besitzer eines heruntergekommenen Reiterhofs vor der Kamera (Regie: Titus Selge), die 2016 in der Reihe ‚gedreht in MV‘ auf dem 26. FILMKUNSTFEST MV präsentiert wurde. Zu Habichs jüngsten Kinoauftritten zählt der Burgherr in Stefan Ruzowitzkys Romanverfilmung von Hermann Hesses „Narziss und Goldmund“ (2020), Graf von Sprengel im Familienfilm „Lassie – Eine abenteuerliche Reise (2020, Regie: Hanno Olderdissen) und zuletzt der alkoholkranke Familienvater in Peter Luisis Drama „Prinzessin“ (Schweiz, 2021).

Im Mai steht Matthias Habich in den Hamburger Kammerspielen im Stück „Herr Klee und Herr Feld“ auf der Bühne. Darüber hinaus ist er mit seiner dunklen, warmen Stimme oft in Hörspielen, Hörbüchern und Features zu hören.

Auf dem 31. FILMKUNSTFEST MV vom 30.8. – 4.9.2022 wird eine Auswahl mit herausragenden Beispielen aus Habichs Filmografie zu sehen sein, die mehr als 100 Titel umfasst. Am 3. September wird Matthias Habich im Festivalkino Filmpalast Capitol in Schwerin den Ehrenpreis des Festivals, den „Goldenen Ochsen“, erhalten.

Zu den früheren Preisträgern gehören unter anderem Katharina Thalbach, Iris Berben, Christine Schorn, Götz George, Otto Sander, Henry Hübchen und zuletzt Ulrich Tukur.

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